Sonntagstipp - Eine Bilderreise durch Bremen Der Sonntagstipp - 10.2012

Bremen mit den Augen eines Schauspielers sehen



Regionales
Wie man die Hansestadt erkundigt
von Regine Suling

Bremen. Wer in der Schule Geschichte paukt, langweilt sich oft. Ganz anders Arthur P. Zapf: "Geschichte fand ich immer schon spannend und faszinierend." Der freischaffende Künstler machte aus seiner Leidenschaft eine Tugend - und bietet in Bremen besondere Stadtführungen an. Wer mag, kann sich durch die Überseestadt, das Ostertor oder das Rembertiviertel lotsen lassen. Auch Streifzüge durch Worpswede, Fischerhude und Bremerhaven bietet ART.tours - Bremen an. Zusammen mit Fünf Kollegen leitet Zapf die Führungen. Einer von Ihnen ist Michael Hans Herrmann. " Ich mache das seit eineinhalb Jahren," erzählt der 52 jährige. Eigentlich stammt er aus Oldenburg, ist aber seit zwölf Jahren erklärt er und noch dazu begeisterter Wahlbremer.
"Ich weiß wie man lernt", nennt Michael Herrmann sein Rezept, das er anwandte, um sich möglichst schnell das nötige Wissen anzueignen. Denn Stadtführer ist nur einer seiner Jobs. Ein weiterer ist die Schauspielerei. Als "Nathan" steht er zum Beispiel in "Nathan der Weise" im Anderswelttheater in Sachsen - Anhalt auf der Bühne. So liegt ihm ganz besonders die literarische Stadtführung. Unter dem Motto, "Oh Bremen meine ferne Liebe", erzählt Michael Hans Herrmann dann über Faßbinder und Zadek, über Heine und auch über Mario Puzo, den Autoren des Buches, "Der Pate", der einst in Bremen stationiert war. Auch plattdeutsche Führungen macht er gerne: Auf der August - Hinrichs Bühne in Oldenburg hat er schon gespielt und in seiner Kindheit Ammerländer Platt gelernt. Oft leitet Herrmann zu dem "offene Führungen", die zwischen Ostern und dem Ende der Herbstferien täglich um 14.00 Uhr am Roland starten.
"Schönes Bremen" lautet dann das Motto. Wer will, kann dann dazu kommen und sich die schicken Seiten Bremens zeigen lassen. Zum Beispiel die Stadtmusikanten, die sehr viel kleiner ausfallen, als es die Gäste zunächst erwarten. "Ich sage dann immer gleich vorneweg: Ich weiß, was jetzt in Ihnen vorgeht", berichtet Herrmann. Erläutert er den Besuchern dann, daß der Künstler Gerhard Marcks im Vergleich zum Rathaus eine bestimmte Größe einhalten mußte, erntet er Verständnis. "Dann drehe ich die erste Enttäuschung der Gäste in Erstaunen um".
Mittlerweile geht Michael Hans Herrmann seinen Job routiniert an. "Anfangs war es aber schon etwas schwierig, wenn es Nachfragen gab", gibt der 52-Jährige zu. "Inzwischen wächst das Wissen". Das führt der Stadtführer vor allem darauf zurück, daß er sich tatsächlich für die Geschichte Bremens interessiert und sein Job mehr als nur ein Job für ihn ist. "Man muß da eine gewisse Transparenz haben, die Gäste müssen das merken. Wenn er die Menschen durch Bremen führt, hat er mit allerlei Einflüssen zu kämpfen. "Da schreit man gegen Demos, Markt oder Straßenmusiker an", schmunzelt der Schauspieler. Immer wieder klinken sich auch Passanten mit Kommentaren ein.
Die Abwechslung bringt Michael Hans Herrmann Spaß. Für sich und seine Kollegen nimmt er in Anspruch, dass sie lebendig und aktiv seien. "Wir haben eben unseren eigenen Stil. Nach ein paar Minuten merken die Leute auch bei mir, das ich anders drauf bin", sagt der 52 - Jährige und fügt grinsend an: Und ich sage den Gästen, " das sich die nachfolgenden Sendungen um 10 Minuten verschieben". Sprich, der Stadtführer guckt nicht immer auf die Uhr und macht auch schon einmal länger, wenn die Gruppe ihm Spaß bringt und großes Interesse zeigt. "Oft sind es Bremer, die Gäste von außerhalb haben, und deshalb dann auch an der Führung mit teilnehmen", kennt Herrmann seine Klienten genau. " Es gibt auch Leute, die schon zwei oder dreimal an Führungen teilgenommen haben", weiß der Stadtführer. In dem nächtlichen Rundgang "schaurig - schönes Bremen" geht es um die dunklen Seiten der Hansestadt, in "Wenn der Kapitän erzählt...", spinnt er Seemannsgarn. Sein Handwerk hat Michael Hans Herrmann von ART.tours - Inhaber Arthur P. Zapf gelernt. Der wollte sich neben der Kunst ein zweites Standbein aufbauen, das sich schließlich zu seinem Hauptjob entwickelte. Heute bietet er Jogging - Führungen durch Bremen genauso an, wie einen besonderen Schaufensterbummel, gesellige Touren, oder spezielle Führungen für Schulklassen. "Besonders gerne mache ich die Tour durchs Ostertor", nennt Zapf seine Lieblingsrouten. "Jede Führung hat Ihren eigenen Reiz".
Ein besondere liegt aber dem Schauspieler Herrmann sowie dem Künstler Zapf am Herzen: "Wir gehen beide gerne mit Menschen um".





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